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Spontan heiraten in Idstein

“Da ist so viel Liebe in der Luft“ - #trausegen bedient Sehnsucht der Menschen

(C) DekanatSegen auf den Segensbändchen in der UnionskircheSegen auf den Segensbändchen in der Unionskirche

[Idstein; 24.4.24; cw] Was eigentlich als kleine feine Aktion in Idstein zum „Ausprobieren“ gedacht war, entwickelte sich zum absoluten Renner und erfüllt anscheinend die Sehnsucht vieler Menschen. Initiatorin und Idsteiner Gemeindepfarrerin Dr. Daniela Opel-Koch hatte die Aktion „einfach heiraten - trausegen2go“ als erste Kirchengemeinde in der EKHN ins Leben gerufen. Fast 90 Paare kamen und ließen sich segnen, manche heirateten sogar, zum Teil 25 Jahre, nachdem sie sich hatten standesamtlich trauen lassen.

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„Da ist so viel Liebe in der Luft“, brachte Pfarrerin Jessica Hamm die Atmosphäre auf den Punkt. Für viele war das Format sich in 15 Minuten segnen oder gar trauen zu lassen, genau das Richtige. So wie für Lena Wilhelm und ihren Mann Matthias. „Einfach ohne großen Aufwand, spontan und kurz“, sagte sie gegenüber einem Radiosender am frühen Morgen. Beide heiraten nach acht Jahren und bringen „nur die drei Kinder und die beste Freundin mit“. Ein anderes Paar hat dieses Format ausgesucht, weil sie sich „ohne großen Pomp und Bimbamboruim“ trauen lassen wollen und kommen ganz alleine.

Eigentlich sollte die Aktion um 16 Uhr beginnen und bis 22 Uhr gehen. Das älteste Paar mit über 90 Jahren eröffnet aber aufgrund der Nachfrage bereits um 15 Uhr den Reigen der Segen. „Ihr beide wart Nachbarn und dann haben euch Schicksalschläge letztlich zusammengebracht“, weiß Pfarrer Jürgen Seng, aus dem Fragebogen, den fast alle Brautpaar vorab ausgefüllt haben.

Paare kommen auch aus anderen Bundesländern

Die Paare kommen nicht nur aus der Region, sondern reisen zum Teil von weiter her an: so wie ein Ehepaar aus Friedberg, die mit ihren über 80 Jahren noch den Segen Gottes für ihre lange Ehe erbitten wollen. 

Ein anderes Paar reist extra aus Nordrhein-Westfalen an. Bei anderen reisen Familienmitglieder aus weiterer Entfernung extra für den Tag an. Die weiteste Anreise hatte allerdings ein Paar, das aus Hamburg extra angekommen ist. 

Fast alle haben sich festlich gekleidet, Brautkleider, Frack und Blumen am Revers sind keine Seltenheit. Andere bauen Tische mit Sekt auf dem Vorplatz auf. Für Essen und Trinken hat die Kirchengemeinde ebenso gesorgt. Im 1. Stock warten Sekt, Kuchen und andere Leckereien auf die Wartenden oder Feiernden. 

Viele Paare seit Jahrzehnten verheiratet

Über 15 Paare kommen spontan, teilweisesind sie seit über 67 Jahren verheiratet. Es fließen viele Tränen vor Rührung. Nicht nur bei den (Braut-)paaren, sondern auch bei den Pfarrerinnen. „Ich habe mir jetzt erst mal Taschentücher besorgt“, sagt Pfarrerin Pia Baumann, die aus Frankfurt angereist ist, um beim trausegen2go zu unterstützen. 

Spontan ist auch eine besondere Herausforderung für die Pfarrerinnen und Pfarrer, die maximal 10 Minuten zur Vorbereitung haben. 

Rührend sind die Geschichten, wie und wo sich Paare kennengelernt haben. In der Pizzeria, am Bahnhof, beim Computerspielen, im Internet oder auf der Kerb. 

64 Hochzeitstorten, Urkunden und sehr viel Aufregung

Im Gemeindebüro geht es den ganz Tag zu wie in einem „Taubenschlag“. „An mir kommt keiner vorbei“, sagt Gemeindesekretärin Anna Blümm strahlend, die die Ankommenden koordiniert. Sie macht sie mit „ihrer“ Pfarrerin vertraut und erklärt ihnen, wo sie gesegnet oder getraut werden. Die Aufregung ist sehr groß, manch‘ ein hat ihren Schal oder auch den Blumenstrauß vergessen. „Der kommt gleich,“ sagt der Ehemann ganz ruhig. Jedes Paar erhält eine Urkunde, egal ob Trauung oder Segnung die von einer Kalligrafin gezeichnet. Und jedes Paar bekommt eine kleine selbstgebackene Hochzeitstorte. 64 Stück hat Anna Blümm im Vorfeld gebacken. 

Erst zwei, dann fünf Trauorte

Vier Trauorte gibt es, eigentlich sogar fünf. Ursprünglich waren nur zwei Orte, die Kirche und der Traupavillon unter Linde vorgesehen, betont Daniela Opel-Koch. Nach und nach musste man weitere Orte schaffen. Alle liebevoll und passend zum Anlass dekoriert. Da ist die Trau-Oase im Dachgeschoss, mit Blick auf Kirche. Das Paar sitzt auf einem blauen Trausofa unter Ballons und Palmen. 

Im Trauzimmer beherrscht ein Traubogen mit goldenen und silbernen Ballons das Bild. Links und rechts stehen zwei Linden. Im ersten Stock gibt es eine weiteres Trauzimmer mit Ballons und Traubogen. Und manche lassen sich, trotz des kühlen und unbeständigen Wetters, dennoch draußen im Traupavillon segnen.

An jedem Ort wartet ein Musiker oder eine Musikerin, die dem Paar ein Wunschlied spielt. „Seifenblaserpusterinnen“ stehen an den Orten zur Verfügung und pusten um die Wette.

Man spürt es den ganzen Tag durch: Den Segen zugesprochen bekommen bedeutet den Menschen unheimlich viel. „Die Möglichkeit, noch einmal Gottes Segen zu erhalten für die kommenden Jahre hat mich begeistert“, sagt eine Frau, die für ihren Mann und sich den Segen erbittet. Viele der Paare wollen, ihre teilweise langjährige Beziehung unter Gottes Schutz stellen. Manche davon geben auch zu, dass sie gerade schwierige Zeiten durchmachen. „Es gab viel Umbruch bei uns“, sagt ein junges Paar mit Baby, das erst kürzlich nach Idstein gezogen ist. Sie hatten von der Aktion gehört und haben sich kurzfristig entschieden dabei zu sein. Viele der über 70 Paare haben im Vorfeld einen Fragebogen ausgefüllt in dem sie notieren durften, was sie am Partner schätzen. „Das war für uns sehr schön, sich mal Zeit zu nehmen, darüber mal nachzudenken, was man am Anderen schätzt.“

Schon jetzt sind sich die Organisatorinnen einig, dass man diese Aktion im kommenden Jahr wieder anbieten möchte. Vielleicht am 25.5.25. Das wäre auch noch ganz in der Nähe eines 500. Hochzeitstages: Martin Luther und Katarina von Bora haben am 13. Juni vor 500 Jahren geheiratet. 

Hier geht es zum Beitrag von maintower

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