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Kanzeltausch und Predigtreihe "Kirche und Geld"

Geld wird immer wichtiger

(c) Dekanat / C.WeisePfarrer Klaus Simon, Pfarrerin Nikola Züls und Pfarrer Frank Seickel  - drei PortraitbilderPfarrer Klaus Simon, Pfarrerin Nikola Züls und Pfarrer Frank Seickel

Die drei Heidenroder Pfarrer, Klaus Simon, Frank Seickel und die Pfarrerin Nikola Züls nutzen die Passionszeit, um über ein gemeinsames Thema zu predigen: „Kirche und Geld“. Dabei tauschen die drei Kollegen auch die Kanzeln, so dass jede Kirchengemeinde einen anderen Aspekt der Themenreihe zu hören bekommt. „Nach meinem Eindruck wird in den letzten Jahren das Thema Geld in unserer Gesellschaft immer wichtiger“, meint Pfarrer Klaus Simon.

Das Interesse am Geld und der Einsatz für mehr Geld durch vermehrte Arbeit, Sparen oder verschiedene Geldanlagen nähmen zu.

 

Wenn das Geld in der Gesellschaft seit Jahren immer wichtiger werde, wäre es doch gut, wenn die Kirchen der Gesellschaft einen Spiegel vorhielten „und die übertriebene Orientierung am Geld kritisieren würden“, so die ersten Überlegungen. Doch ganz so einfach ist es nach Meinung der drei Pfarrer nicht. Denn auch die Kirchen verfügen über Geld und brauchen Geld für ihre Arbeit, erklärt Simon. „Als Kirchen sind wir Teil der Gesellschaft und unterliegen genauso den gesellschaftlichen Veränderungen wie der Rest der Gesellschaft. Geld spiele auch in einer Kirchengemeinde eine Rolle, stimmt Pfarrerin Nikola Züls mit ein: Renovierung, der Haushalt der Kirchengemeinde, Verwaltung, „alles kostet Geld. Auch wir leben hier und heute in der Welt und dazu braucht es eben Geld.“

Klaus Simon Pfarrer für Dickschied, Niedermeilingen und Zorn beschäftigt sich mit dem Zinsverbot der Bibel und dem heutigem Geldsystem. Er zeigt deutlich auf, dass es in der Bibel ein Verbot gibt, Zinsen zu nehmen. „Wenn jemand verarmt und verelendet, sollen sich die Menschen neben ihm um ihn kümmern“, erklärt Simon. Damit der Nächste, der in Not geraten ist, leben kann, soll er Geld von anderen erhalten. Und für dieses geliehene Geld sollen keine Zinsen genommen werden, so Klaus Simon.

Zinsverbot sichert Freiheit

„Das Zinsverbot soll verhindern, dass es unter Menschen (damals) in Israel zu finanzieller Sklaverei und Abhängigkeit kommt“, begründet Simon das Verbot. Damit würden größere soziale Verwerfungen verhindert. Auch im Neuen Testament mache Jesus deutlich, dass Christen keine Zinsen nehmen sollen. „Das Leihen ohne Gegenleistung soll kennzeichnend für das Leben der Christen sein und sie von den Sündern unterscheiden“, betont Klaus Simon.

Das Zinsverbot hielt sich lange, erst im 19. Jahrhundert kam es zur offiziellen Aufhebung des Zinsverbots durch die katholische Kirche. Pfarrer Klaus Simon mahnte das heutige Geldsystem an, das eng mit der Vergabe von Krediten verbunden sei.

Verantwortlicher Umgang mit Geld, weniger Kredite

Pfarrer Klaus Simon kritisiert dabei besonders, dass das Geld heute praktisch aus dem „Nichts“ entstehe. „Der Fachausdruck für die Geldschöpfung nennt sich „Fiat Money“, zu Deutsch etwa „Möge Geld entstehen.“ Mit der Unterschrift des Kunden unter dem Vertrag entstehe praktisch Geld aus dem Nichts. Erst bei der Rückzahlung erhalte die Bank Geld, das sie praktisch vorher gar nicht besessen habe. Simon mahnte, dass auf diese Weise viele Privathaushalte aber auch Firmen und ganze Staaten sich verschuldeten. Er rief die Zuhörer dazu auf, gar keinen Kredit aufzunehmen oder nur so viel, wie man ohne größere Probleme zurückzahlen könne. Diese „weitgehend aus der Mode gekommene Haltung“ könnten sowohl Privatleute, als auch Firmen oder Staaten vertreten. „Ich wünsche uns, dass wir selbst mit dem Geld, was uns zur Verfügung steht, verantwortlich umgehen und eine übermäßige Verschuldung zu vermeiden suchen.“

Wirklich reich ist, wer wenig braucht

Pfarrerin Nikola Züls betont in ihrer Predigt, dass es in der Bibel über 2000 Verse zum Thema „Arm und Reich“ gäbe. Grundsätzlich sei Geld „nicht einfach böse oder schlecht.“ Auch sei Armut nichts Heiliges. In den Sprüchen der Bibel ist zu lesen, dass ein gesunder Körper „besser sei als Reichtum und ein einfaches Mahl mit Liebe, besser als ein gemästeter Ochse mit Hass. Wirklich reich ist, wer wenig braucht“, sagt die Pfarrerin in Laufenselden und Egenroth.

Mit der Landnahme und der Einführung von Geld sei aber Problem aufgetaucht, dass es immer weniger Reiche gab, die auf Kosten der Armen ihren Reichtum vermehrten, erklärt Züls. Wer Land hatte, wurde reich, wer nur Arbeiter war, blieb arm. Die Einführung des sogenannten Zehnten in der Bibel sei eine Revolution in der damaligen Zeit gewesen. War es doch als neues Sozialsystem für die Witwen und Waisen gedacht, die kein eigenes Einkommen hatten. Züls betont, dass Geld laut der Bibel wertneutral sei. Entscheidend sei, was wir als Menschen mit dem Geld machten. Aus welchem Antrieb gibst Du?“, fragt sie die Gottesdienstbesucher. „Was vom Herzen kommt, macht mich wirklich reich“, so die Pfarrerin. „Wir leben im doch reichen Europa. Das ist ein Geschenk, eine Gnade. Armut ist groß in der Welt, wir sollen keinen vergessen. Armut ist keine Schande, aber ein Skandal.“

Laut Jesus Christus verpflichte Reichtum. Echter Reichtum der Bibel sei aber ein anderer: Man sei deshalb reich, „weil wir von Gott gesegnet sind mit Liebe und Vergebung, ich bin sein Kind. Das steht an erster Stelle. Reichtum ist vielfältig: Gesundheit, Kinder, Freude, ein Lächeln, gelungene Beziehungen, all das macht mich reich“, so Nikola Züls.

Kirchensteuer sichert Unabhängigkeit

Frank Seickel aus Kemel und Springen spricht in seiner Predigt über die Kirchensteuer und macht deutlich, dass es die gesamte Kirchengeschichte hindurch immer eine Art „Umlagensystem" gegeben habe, durch das die Kirchenmitglieder meist minder als mehr freiwillig an der Finanzierung der Kirche beteiligt wurden. Die deutsche Kirchensteuer stehe von daher gar nicht so singulär und isoliert da, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. So habe der Apostel Paulus zwar die Botschaft von Jesus Christus in der ganzen Region verkündet, dennoch habe er aber weiterhin als Zeltmacher seinen Lebensunterhalt verdient und sich eine gewisse Unabhängigkeit bewahrt. Schon früh wurde Geld für die Armen gesammelt und später dann auch für den sich herausbildenden Priesterstand. Ein Ziel der Abgabe (die Rede ist oft vom zehnten Teil des Einkommens!) war es, den Klerikern eine Unabhängigkeit zu sichern, um nicht in „weltliche Händel und Geschäfte verwickelt zu werden.“

Trotzdem habe gerade der demokratische Rechtsstaat ein Interesse daran, dass die Kirchen – und andere Religionsgemeinschaften – finanziell gut aufgestellt seien, um wichtige Aufgaben in der Gesellschaft wahrnehmen können – „und sie tun das für alle Menschen, ohne zu fragen, ob sie Kirchensteuern zahlen“, betont Seickel.

Viele Kirchenmitglieder zahlten keine Kirchensteuern, weil sie an die Einkommen-steuer gekoppelt ist. Die Kirchensteuer sei auch deshalb sinnvoll, weil „gerade in unserer hochkomplizierten Welt auch die Kirche auf ein hohes Maß an Professionalität bei ihren hauptamtlich Mitarbeitenden angewiesen ist.“

 

 

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